Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Struktur der Landschaft die Grundlage für eine identitätsstiftende Entwicklung sein muss, entwickelte die Gruppe Bibergeil* mit einfachen Strategien ein einprägsames Zukunftsbild des Lebensraumes Aargau.
Spezifisches Wachsen und Schrumpfen dienen dazu, den Siedlungsflächen und dem Kulturland eine bewusste Gestalt zu verleihen. Diese ist aus den Bedingungen der Landschaft und der Topografie entwickelt. Der Form von Rändern, Grenzen und Übergängen kommt damit ebenso eine Bedeutung zu wie dem Verhältnis von Besiedlung und Kulturland.
Stadt und Land stehen in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Die Stadt braucht das Land zu ihrer Versorgung und zur Naherholung, das Land die Stadt als Kunde der landwirtschaftlichen Produkte. Dieses vorindustrielle Prinzip kann auch heute ein Erfolgsmodell sein, wie der 1886 gegründete und bis heute in Lenzburg ansässige Nahrungsmittelkonzern Hero beweist.
Die Kleinstädte Brugg, Lenzburg, Aarau und Olten bilden regionale Zentren und stehen in einer Beziehung zu ihren landwirtschaftlich geprägten Südtälern. Sie bilden die Glieder einer Kette, welche durch die Flusslandschaft der Aare verbunden sind. Diese Antithese zur Bandstadt bietet einen ausgeprägten Landschaftsbezug, eine überschaubare Grösse und eine erkennbare Gestalt.
* Bibergeil, auch Castoreum, ist ein Sekret aus den Drüsensäcken des Bibers. Das Sekret besteht aus einem komplexen Gemisch von chemischen Verbindungen, die wahrscheinlich aus Sekundärmetaboliten des Urins gebildet werden. Der Biber nutzt das fetthaltige Sekret zur Fellpflege und zum Markieren seiner Reviergrenzen.
Wir brauchen einen Viertel mehr Wald im Aargau. Denn neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Waldfächenvergrösserung eines der wirksamsten Instrumente zur Reduktion der Klimaerwärmung darstellt. Der von der Gruppe Bibergeil erarbeitete «Zukunftsplan Wald» stellt eine mögliche räumliche Zuordnung von 25% zusätzlichem Wald für den Aargau dar. Dieser fügt sich mit den bestehenden Wäldern, den Landwirtschafts- und Siedlungsfächen zu einem neuen, landschaftsräumlichen Ganzen. Als «Forêt en plus» schafft dieser Mehrwald über seine Funktion als klimarelevanter Kohlenstoffspeicher hinaus bedeutende Mehrwerte für Natur und Gesellschaft.
Die Gestaltung unseres Lebensraums ist nicht nur eine planerische Angelegenheit, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess, in dem die unterschiedlichsten Interessen zu gewichten sind. Deshalb tritt die Gruppe Bibergeil regelmässig mit Veranstaltungen und Publikationen in die Öffentlichkeit. Im Bibergeil-Anzeiger N°1 wurden die Thesen des selektiven Wachstums, des Hero-Prinzips sowie der Städtekette entlang der Aare einem breiten Publikum vorgestellt. Im Bibergeil-Anzeiger N°2 finden sich die Gespräche über diese Thesen, welche die Gruppe Bibergeil mit Exponenten aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft und Raumentwicklung geführt hat. Im Bibergeil-Anzeiger N°3 schlägt die Gruppe Bibergeil unter dem Titel «Forêt en plus» eine substanzielle Waldflächenvergrösserung vor und zeigt im Zukunftsplan Wald auf wo und wie diese realisiert werden kann.